Angst vor Krankheiten 4: Behandlung

Behandlungsziel der Krankheitsangst ist Ihre übertriebene Angst vor Krankheiten(Hypochondrie) zu reduzieren und Ihrem Körper zu vertrauen.

In der Behandlung der Krankheitsangst hat sich die kognitive Verhaltenstherapie bewährt. Eine vollständige Heilung ist möglich. Dieses Video informiert, wie Krankheitsängste behandelt werden.

Die psychotherapeutische Behandlung der Hypochondrie kann ambulant erfolgen. Wenn Sie schon jahrelang unter der Krankheitsangst leiden, dann sollten Sie einen stationären Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik ins Auge fassen.

Ziel der Therapie ist es,

  • Ihre Krankheitsangst auf ein normales Maß der Besorgnis zu reduzieren,
  • Maßnahmen zu ergreifen, um Krankheiten vorzubeugen etwa in Form von Vorsorgeuntersuchungen oder gesunder Lebensweise,
  • Ihrem Ko?rper wieder vertrauen zu lernen und ansonsten Ihr Leben zu leben.

Diese Ziele erreichen Sie durch eine Reihe kognitiver und Verhaltens-Strategien, die Ihr Therapeut mit Ihnen erarbeitet. So wird Ihr Therapeut mit Ihnen sicherlich u?ber Ihre grundsa?tzlichen Ansichten zu Krankheiten sprechen. Und Sie werden daru?ber sprechen, wie Sie generell Ihre Gesundheit sehen und bewerten.

Wahrscheinlich wird Ihr Therapeut mit Ihnen auch erforschen, ob Sie als Kind Erfahrungen machten, die dazu beigetragen haben, dass Sie eine U?bera?ngstlichkeit vor Krankheiten entwickelt haben. Sie werden daru?ber diskutieren, ob ko?rperliche Symptome immer ein Hinweis auf eine schwere Erkrankung sind.

Sie werden daru?ber sprechen, welche Bedeutung Ihre ha?ufig verspu?rten Symptome haben und erkennen, dass viele der Symptome ganz normale ko?rperliche Reaktionen auf z.B. emotionale Belastungen oder sorgenvolle Gedanken sind.

Sie werden erkennen, dass es fu?r Ihre Symptome sehr viel na?herliegende Erkla?rungen gibt, als die, an einer schweren Krankheit zu leiden. Ihr Therapeut wird Ihnen sicher auch zeigen,

  • welchen Einfluss Ihre a?ngstlichen und sorgenvollen Gedanken auf Ihr seelisches und ko?rperliches Befindenhaben,
  • wie Sie durch Ihre a?ngstlichen Gedanken Ihre Symptome versta?rken und
  • wie Ihre Gedanken die Wahrnehmung Ihrer ko?rperlichen Empfindungen beeinflussen.

Und sicherlich werden sie beide daru?ber sprechen, wie Panikgedanken zu Panikgefu?hlen fu?hren und wie Sie Ihre Panikgedanken kontrollieren ko?nnen.

Experiment mit der Zitrone

Stellen Sie sich vor, vor Ihnen liege eine wunderscho?ne gelbe und saftige Zitrone. Stellen Sie sich weiter vor, Sie nehmen diese in die Hand und riechen daran. Sie ko?nnen durch die Schale hindurch schon das Sa?uerliche riechen.

Nun schneiden Sie in Ihrer Vorstellung die Zitrone in zwei Ha?lften. Der Zitronensaft quillt heraus. Sie nehmen die eine Ha?lfte in die Hand und riechen wieder daran. Nun ko?nnen Sie schon sehr viel deutlicher die Sa?ure riechen. Und nun stellen Sie sich vor, Sie beißen herzhaft in die Zitrone.

Machen Sie nun diese kleine Vorstellungsu?bung. Schließen Sie die Augen und stellen sich das oben Beschriebene vor. Haben Sie sich das ausgemalt? Dann haben Sie folgendes bei sich bemerkt:

1. Ihr Mund hat vermehrt Speichel produziert und
2. Sie haben Ihr Gesicht verzogen.
Richtig? Dieses kleine Experiment zeigt Ihnen zweierlei:

Ihre Gedanken und Phantasien sind Kra?fte, die Ihren Ko?rper veranlassen, zu reagieren. Ihr Ko?rper und Ihre Gesichtsmuskulatur haben so reagiert, als ha?tten Sie tatsa?chlich in die Zitrone gebissen. Sie haben sich so gefu?hlt und verhalten, als ha?tten Sie das getan, was Sie sich in Wahrheit nur eingebildet haben.

Sie ko?nnen ferner sehen, dass Ihr Gehirn nicht unterscheiden kann, ob Sie tatsa?chlich etwas erleben oder ob Sie sich nur einbilden, etwas zu erleben. Obwohl Sie ganz genau wissen, dass Sie sich das Ganze nur eingebildet haben, fu?r Ihr Gehirn war Ihre Einbildung Realita?t.

Daran ko?nnen Sie erkennen: Unser Gehirn verrichtet stumpfsinnig seine Arbeit wie ein Computer. Es ku?mmert sich nicht darum, ob etwas Realita?t oder Einbildung ist. Es verarbeitet jede Information so, als sei sie real.

Deshalb ist es enorm wichtig, dass Sie Ihrem Gehirn nicht suggerieren, Sie seien durch eine lebensgefa?hrliche Krankheit in Gefahr. Es glaubt Ihnen na?mlich unbesehen, was Sie ihm vorgaukeln und leitet entsprechende Maßnahmen ein: Sie verspu?ren Angst und eine Reihe ko?rperlicher Symptome. Ihre Gedanken und Vorstellungen spielen also eine wichtige Rolle und deshalb mu?ssen Sie an diesen ansetzen, um Ihre Angst vor Krankheiten in den Griff zu bekommen.

Mo?glicherweise fu?hrt Ihr Therapeut mit Ihnen auch kleine Verhaltensu?bungen durch, mit deren Hilfe Sie spu?ren, wie Sie Ihre Angst erzeugen oder versta?rken. Sie lernen dadurch, dass ko?rperliche Missempfindungen zum Alltag geho?ren und nichts zu bedeuten haben.

In einem weiteren Schritt gilt es, das Erlernte ins Verhalten umzusetzen. Sie lernen, auf Verhaltensweisen zu verzichten, mit denen Sie bisher versucht haben, Ihre Angst in den Griff zu bekommen. Beispielsweise geben Sie Ihr Bemu?hen auf, sich immer wieder bei anderen, Angeho?rigen und A?rzten, ru?ckzuversichern, dass Sie nichts Schlimmes haben. Sie lernen, sich selbst zu beruhigen, und auf Kontrollverhalten, wie z.B. das Messen Ihres Pulses, zu verzichten.

Um wieder positive Ko?rpererfahrungen zu machen wird Ihr Therapeut Sie vermutlich auch ermutigen, Schonhaltungen aufzugeben und wieder aktiver am Leben teilzunehmen. Sport, um sich selbst wieder zu spu?ren und den Ko?rper zu sta?rken, und Entspannungstechniken wie die Progressiven Muskelentspannung zur Reduzierung der durch die Angst verursachten vegetativen Sto?rungen, stehen sicher auch auf der Empfehlungsliste.

Eine andere therapeutische Strategie, die Ihr Therapeut Ihnen vielleicht vorschla?gt, ist die Aufmerksamkeitslenkung. Durch U?bungen lernen Sie, Ihre Aufmerksamkeit auf positive Themen in Ihrem Leben, statt auf Krankheiten, zu richten.

Wenn Sie extrem negative Vorstellungen von den Folgen der schweren Erkrankung haben, wird Ihr Therapeut mit Ihnen vielleicht Vorstellungsu?bungen machen, in denen Sie sich ausmalen, dass Sie tatsa?chlich an einer schweren Krankheit leiden.

Ihr Therapeut wird dann mit Ihnen u?ber ein Thema sprechen, das Ihnen zuna?chst Unbehagen bereitet: u?ber das Leben und den Tod. Die Mo?glichkeit, an einer schweren Krankheit zu erkranken, besteht immer. Der Tod ist im Leben eine feste Gro?ße. Geboren werden heißt automatisch sterben zu mu?ssen. Diese Tatsache und die eigene Verwundbarkeit gilt es zu akzeptieren lernen.

Und schließlich lernen Sie vielleicht auch Stressbewa?ltigungsstrategien, sodass Sie Konflikte und Alltagsprobleme, die zu ko?rperlichen Beschwerden beitragen ko?nnen, in Zukunft besser lo?sen ko?nnen. In den Therapiegespra?chen zur Krankheitsangst mo?chte ich Ihnen einen Einblick in die Unterhaltung geben, die Sie und Ihr Therapeut fu?hren werden. Es geht um die Themen Sorgen, Vertrauen und Kontrolle.

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