Klaustrophobie 3: Ursachen

Die Angst vor geschlossenen Räumen (Klaustrophobie) ist gelernt. Informationen zu den Ursachen einer Klaustrophobie.

Auf welche Ursachen die Klaustrophobie zurückzuführen sein kann und wie sie sich entwickeln kann, das sind die Themen dieses Videos.

Die Angst vor und in geschlossenen Räumen kann gelernt sein. Nicht selten gehen einem klaustrophobischen Anfall wochen- und monatelange persönliche, familiäre oder berufliche Belastungen voraus, denen man sich ausgeliefert fühlt. Man fühlt sich gefangen und sieht keine Möglichkeit, den Problemen zu entrinnen.

Eines Tages kommt es aufgrund dieser seit Monaten anhaltenden Belastung zu einem Schlüsselerlebnis: wir befinden uns in einem geschlossenen Raum und fühlen uns plötzlich und ohne Vorwarnung unbehaglich und angespannt. Unser Herz schlägt vielleicht schneller, wir fangen zu schwitzen an, wir atmen schwerer. Wir wissen nicht, wieso und warum.

Wir sind verunsichert, weil wir solche Symptome nicht kennen und sie nicht zu deuten wissen. Wir hören ängstlich in uns hinein und spüren, wie wir immer unruhiger und angespannter werden. Wir sind verunsichert, fühlen uns mulmig, wissen nicht, was wir davon halten sollen. Wir kommen zu dem Schluss, dass mit uns körperlich etwas nicht stimmen kann. Wir befürchten vielleicht, umzukippen.

Vielleicht können wir nicht einfach so flüchten. Sei es, dass wir unangenehm auffallen würden oder wir von einer großen Menschenmenge umgeben sind, durch die kein Durchkommen ist. Wir fühlen uns gefangen und der Situation ausgeliefert. Vielleicht können wir aber auch den Raum verlassen, ohne groß aufzufallen. Draußen angekommen sind wir erleichtert, die Symptome gehen zurück, wir werden ruhiger.

Da wir keine Erklärung für unsere unerwartet aufgetretenen Körperreaktionen haben, sind wir verunsichert. Das Vertrauen in unseren Körper hat einen Knacks bekommen und wir entwickeln eine Erwartungsangst. Wir fragen uns: Werden wir uns wieder so komisch fühlen, wenn wir uns das nächste Mal in einem Raum aufhalten? Passiert uns das noch einmal?

Da wir keine Erklärung für unsere plötzlich aufgetretenen Körpersymptome haben, nicht wissen, wodurch sie entstanden sind, müssen wir befürchten, dass sie uns bei nächster Gelegenheit wieder überfallen.

Da sie in einer bestimmten Situation aufgetreten sind, in einem geschlossenen Raum, stellen wir quasi die Gleichung auf: geschlossene Räume = Unwohlsein. Wir lernen, geschlossene Räume oder eine große Menschenmenge mit unangenehmen Körperreaktionen in Verbindung zu bringen. Deshalb bauen wir vor geschlossenen Räumen eine Angst auf und meiden diese in Zukunft eher.

Haben wir erst einmal angefangen, eine Situation aus Angst zu meiden, dann wird unsere Angst davor immer gro?ßer. Das kommt daher, weil wir uns einerseits nicht mehr vom Gegenteil u?berzeugen - na?mlich, dass die Situation ungefa?hrlich ist - und andererseits, weil wir die Gefa?hrlichkeit in unserem Kopf immer mehr aufbauschen und dramatisieren. Die Angst nistet sich in unserem Denken und Fu?hlen ein - und das umso mehr, je mehr wir solche Situationen zuku?nftig meiden.

Hinzukommt, dass wir nach einem solchen Schlu?sselerlebnis ha?ufiger in uns hineinho?ren, um nicht von einer weiteren Attacke u?berrascht zu werden. Schon bei kleinsten ko?rperlichen Vera?nderungen geraten wir in Panik, diese ko?nnten Vorboten eines weiteren Anfalls sein. Durch unsere Panik produzieren wir aber gerade die Symptome, die wir unter allen Umsta?nden vermeiden mo?chten. Wir haben eine Klaustrophobie - eine Angst vor dem Eingeschlossensein - entwickelt.

Neben einer solch schleichenden Entwicklung einer Klaustrophobie kann diese auch durch traumatische Erlebnisse wie durch einen Unfall, eine Vergewaltigung oder traumatische Erfahrungen bei der Geburt oder in der Kindheit ausgelo?st werden.

Ein Klient erza?hlte, dass er als 6-ja?hriger alleine fu?r eine Stunde in einem Aufzug stecken blieb und entsetzliche Angst hatte. Fahrstuhl fahren war fu?r ihn von da an ein Horror. Ein anderer Klient erza?hlte, dass sich seine Mitschu?ler mit ihm einen Spaß erlauben wollten und ihm eine Plastiktu?te u?ber den Kopf stu?lpten. Er wa?re beinahe erstickt. Er kam in Therapie, da er als Ingenieur unter Tage in engen Stollen arbeitete und dort regelma?ßig Panikanfa?lle bekam.

Immer dann, wenn wir uns in einer Situation total hilflos und ohnma?chtig erleben, ko?nnen wir versta?ndlicherweise eine Angst davor entwickeln. Auch wenn wir uns als Erwachsene nicht mehr bewusst an dieses traumatische Erlebnis erinnern, es ist in unserem Unterbewusstsein gespeichert und die damit verbundenen Gefu?hle kommen wieder hoch, wenn wir uns in einer a?hnlichen Situation befinden.

Menschen, die den 2. Weltkrieg miterlebt haben, zucken auch Jahrzehnte danach noch zusammen, wenn sie eine Sirene ho?ren, die der des Fliegeralarms sehr a?hnlich ist. Die Verknu?pfung - Sirene bedeutet Lebensgefahr - hat sich bei ihnen so tief eingepra?gt, dass ihr Ko?rper auch nach mehr als 60 Jahren immer noch mit einer Schreckreaktion reagiert.

Worauf Ihre Klaustrophobie zuru?ckzufu?hren ist, werden Sie vielleicht nie erfahren. Die gute Nachricht ist jedoch: Sie ko?nnen diese Angst u?berwinden - auch ohne zu wissen, woher sie genau kommt.

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