Die Angst, hässlich zu sein 1: Dysmorphophobie

Menschen die Angst haben hässlich zu sein hassen sich und ekeln sich vor sich selbst. Informationen und Hilfen für Betroffene und Angehörige.

Nicht nur die Schönheit liegt im Auge des Betrachters, auch die Hässlichkeit. Dieser Satz ist von großer Bedeutung für Menschen, die sich für hässlich halten. Dieses Video erklärt, was eine Dysmorphophobie ist.

Synonyme: Dysmorphophobie, körperdysmorphe Störung, Körperbildstörung.

Menschen, die unter der Angst, hässlich zu sein leiden, glauben, äußerlich entstellt, abstoßend und hässlich zu sein. Sie hassen sich dafür und ekeln sich vor sich selbst. Und da sie sich selbst hassen und ablehnen, haben sie panische Angst vor Ablehnung und negativen Reaktionen ihrer Mitmenschen.

Um diesen Text lesbarer zu machen, werde ich im folgenden statt von einer Dysmorphophobie nur von einer Dysmo sprechen, wie es Betroffene auch tun.

Sind Menschen, die u?berzeugt sind, ha?sslich zu sein, durch einen Unfall oder eine Laune der Natur a?ußerlich so entstellt, dass man ihre negative Selbstwahrnehmung nachvollziehen ko?nnte? Nein. Ihre Ha?sslichkeit existiert nur in ihren Augen!

Ihre Ha?sslichkeit machen sie an einem Makel oder Scho?nheitsfehler fest, der fu?r Außenstehende meist nicht erkennbar ist, weil er na?mlich nur in den Augen der Betroffenen existiert oder so minimal ist, dass er nur unter eine Lupe auffa?llt. Dies kann eine vermeintliche Asymmetrie des Gesichtes sein oder eine in ihren Augen schiefe oder krumme Nase, die sie verunstaltet und entstellt.

Sie sehen diesen vermeintlichen Makel wie unter einem Mikroskop und glauben, sie bestu?nden nur aus diesem eingebildeten Makel oder aber sie sehen sich wie in einem Zerrspiegel, der aus jedem Menschen ein unfo?rmiges Monster macht.

Fu?r Außenstehende ist das harte Urteil der Betroffenen in keinster Weise nachvollziehbar, da diese keinen Makel feststellen ko?nnen. Im Gegenteil: in den Augen der Außenstehenden sind die Betroffenen meist a?ußerst attraktiv und oftmals ein richtiger Hingucker. Dies besta?tigen sich selbst Betroffene immer wieder untereinander.

D.h. selbst Menschen, die unter einer Dysmo leiden, halten andere Betroffene, die sich fu?r absolut ha?sslich halten, fu?r a?ußerst attraktiv. Die vermeintlichen Makel wie eine fleckige Haut oder eine ha?ssliche lange Nase werden von den Leidensgenossen u?berhaupt nicht wahrgenommen.

Im Gegenteil: die beanstandeten Ko?rperstellen werden ha?ufig als sehr attraktiv bezeichnet und die anderen wa?ren froh, sie ha?tten eine solch tolle Haut, Nase oder Figur. Lizzie Velasquez wurde einmal als die ha?sslichste Frau bezeichnet. Sie sagt: Ich kann entscheiden glu?cklich zu sein.

Kennzeichen der Angst, hässlich zu sein

Eine Überbewertung des Aussehens, eine übermäßige Beschäftigung mit einem eingebildeten Makel und eine gestörte Selbstwahrnehmung, verbunden mit starker Selbstablehnung bis hin zu Hass auf sich selbst und seinen Körper.

Bei der Angst, hässlich zu sein, handelt es sich um eine Wahrnehmungsstörung in Bezug auf die eigene Person. Man kann sehr attraktiv sein und sich trotzdem für hässlich halten!

Um es überspitzt auszudrücken: Menschen mit dieser Angst würden sich auch als Miss Germany hässlich finden. Diese eingebildete Hässlichkeit ist für die Betroffenen so real, dass sie sagen, sie würden sich ihre Hässlichkeit nicht einbilden, sie seien vielmehr hässlich.

Tamara, eine Betroffene, schildert das so.

Ich wäre froh, wenn ich diese Krankheit hätte. Ich finde, dass ich keine Dysmo habe. Es ist eine Tatsache, dass ich hässlich bin und keine Einbildung - trotz der Komplimente, die ich bekomme, und obwohl mein Therapeut sagt, dass mein Gesicht dem Schönheitsideal entspricht.

Das sagen alle nur, weil das deren Job ist oder sie mich nicht verletzen wollen. Ich fühle mich wertlos und als die hässlichste Person auf der ganzen Welt. Rund um die Uhr denke ich an nichts anderes als an die Makel in meinem Gesicht und dass ich eine Missgeburt bin.

Genauso wie Tamara geht es den vielen, die unter dieser Krankheit leiden. Die Überzeugung, hässlich zu sein, ist so stark, dass sie ausschließen, dass es sich bei ihnen um eine Krankheit, nämlich eine Wahrnehmungsverzerrung, handeln könnte.

Und die Betroffenen leiden so sehr darunter, dass manche sagen, sie würden für ein perfektes Gesicht gerne auf ein Bein oder ein anderes Körperteil verzichten. D.h. ihr Leidensdruck ist enorm groß. Bei manchen Menschen, die sich einbilden, hässlich zu sein, wechseln sich gute mit schlechten Tagen ab.

D.h. ihr Äußeres macht ihnen mal mehr, mal weniger zu schaffen. Sie haben Tage, an denen sie sich relativ wenig Gedanken um ihr Äußeres machen und es ihnen relativ gut geht. Ja, es gibt sogar Momente, in denen sie sich richtig attraktiv finden. Dann haben sie wieder Tage, an denen sie sich total beschissen fühlen, sich abgrundtief hassen und fertig machen.

Andere Betroffene machen keine solchen Hoch- und Tiefpunkte durch: sie fühlen sich permanent als die hässlichste Person auf der Welt und finden sich ständig zum kotzen.

Andere fühlen sich vor allem dann sehr schlecht, wenn sie unter Menschen sind, sich vergleichen und feststellen: Alle anderen sind schön. Du bist die hässlichste von allen. Gerade eben noch waren sie zuhause und waren mit ihrem Aussehen zufrieden, kaum sind sie auf der Straße, fühlen sie sich im Vergleich zu anderen hässlich und abstoßend.

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Martin schreibt am 27.03.2022

Es gibt aber auch Fälle, die nach einem Unfall eine Asymmetrie im Gesicht vorweisen. Und allen voran Menschen, die früher schnell Erfolg bei der Partnersuche hatten aufgrund eines schönen Aussehens und sich dessen auch bewusst waren. Diese Menschen leiden nun anden Auswirkungen der Veränderung. (Z.b. weniger Aufmerksamkeit von potentiellen sexual Partnern)


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